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Im Gespräch mit Alessandra Meniconzi: SWPA Gewinnerin „National Award Switzerland“ und „Wildlife"

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Author: Ampzh85

Der weltweit grösste Wettbewerb für Fotografie kürt Alessandra Meniconzi als Gewinnerin des „National Award Switzerland“ und der Kategorie „Wildlife“ im offenen Wettbewerb. Insgesamt wurden für den Wettbewerb 2017 mehr als 227.000 Bilder aus 183 Ländern eingereicht. Den teilnehmenden Fotografen winken eine Reise nach London und 5.000 US-Dollar Preisgeld.

Der National Award Wettbewerb der Sony World Photography Awards ist ein globales Programm, dass offen ist für alle Fotografen - unabhängig von deren Fotokenntnissen. Ziel ist es, das beste Bild von lokalen Fotografen aus 66 Ländern zu finden.

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Summer 2016, Namibia, Walvis Bay, Flamingos on the shores of the Namibian Coast in the shallow waters of Walvis Bay. I am not a wildlife photographer but when I saw the first time the flamingos I get crazy! Flamingos on the shores of the Namibian Coast in the shallow waters of Walvis Bay make me a lot of inspiration. Their beauty and elegance make me to finish the photographic card very quickly.

Copyright: © Alessandra  Meniconzi, Switzerland, 1st Place, National Awards, 2017 Sony World Photography Awards

 

Alessandra Meniconzi ist uns für ein kurzes Interview zur Verfügung gestanden.

 

Wie kamen Sie zur Fotografie?
Ich bin in Lugano geboren und aufgewachsen. Schon mit zweieinhalb Jahren sass ich unter den Tischen und Stühlen und zeichnete wie wild. Diese Nischenperspektive, diese Untergrund-Erwachsenenwelt mit ihren surrealen Fantasiefiguren, den langen, sehnigen Beinen und riesigen Köpfen war für mich märchenhaft.

Nachdem ich meinen Schulabschluss absolviert hatte, verbrachte ich viel Zeit damit, für meine Klassenkameraden zu zeichnen, und habe mich dann schliesslich für die grafische Gestaltung entschieden. Grafikdesign bedeutete viele verschiedene Dinge für mich: zu Beginn war das für mich schön, interessant, pädagogisch wertvoll. Aber auf lange Sicht gesehen? Autsch! Zu viele Berechnungen, zu viele typografische Masse, zu viele Zeilen, zu viel von allem! Und wie viel Mühe es mich erst kostete, all diese Regeln einzuhalten! Nicht dass ich mich anti-konformistisch verhalten hätte, nein, aber ich wusste mit der Sicherheit und schützenden Umarmung, die mir diese Nische bot, immer weniger anzufangen. Unter den Stühlen dagegen konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und Farbstifte über ein Meer von weissen Blättern gleiten lassen.

Auf der Suche nach „meinem Weg" liess ich meiner Hand für Zeichnungen von Streifen und Karikaturen freien Lauf und schaffte so für verschiedene Veranstaltungen humorvolle Cartoons. Dieses „Chaos" hätte vielleicht auch der Ausgangspunkt für eine Karriere als Cartoonistin sein können. Doch dann kam eines Tages mein lieber Bruder Francesco mit einem schwarzen Metallobjekt nach Hause: einer Kamera! Meiner ersten Kamera!

So entdeckte ich schon früh meine Leidenschaft für die Fotografie und das Reisen. Beides ist heute ein integraler Bestandteil meines Lebens geworden. Fotografieren ist für mich, neben der technischen Fertigkeit, die es dafür braucht, ein bisschen so, als ob man einem neuen Cartoonstreifen Leben einhaucht.

Ich bin sehr glücklich, diese Preise gewonnen zu haben, auch weil die „Wildlife-Fotografie" nicht mein eigentliches Fotothema ist. Ich fotografiere Wildtiere sehr selten! Also bin ich doppelt glücklich!

Was war Ihre erste Kamera?
Meine erste Kamera war eine Canon.

Welche Kameras verwenden Sie heute?
Auch heute verwende ich noch Kameras von Canon. Zudem bin ich Teil des Canon-Netzwerks und dort auch als Forscherin tätig.

Fotografie ist ein sehr umfassender Bereich. Welchen Herausforderungen sind Sie auf Ihren ersten Schritten begegnet?
Das Schwierigste war sicher der Übergang von der Amateur- zur Profifotografie. Fotos zu schiessen ist relativ einfach, aber diese dann zu verkaufen, ist echt harte Arbeit. Fotografisches Schaffen ist kein Spiel. Es braucht viel Leidenschaft und Beharrlichkeit.

Welche Themen und Motive interessieren Sie bei der Fotografie (Landschaft, Natur, Portrait…)?
Für mich ist das Fotografieren eine Art Meditation. Wenn ich draussen bin, fühle ich mich sehr entspannt und glücklich. Fotografie ist für mich eine Mischung aus Gedanken und Technik, eine andere Möglichkeit, meine Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Das Drücken des Auslösers der Kamera ist der Akt, der meine Empfindungen sozusagen materialisiert, der meine Sensibilität, meinen Charakter und meine Art, die Welt zu sehen, in ein Bild bannt. Das Foto ist damit auch eine Form der Transformation des Geistes: Meine Gedanken werden durch die Fotografie zu einer materialisierten, fassbaren Wirklichkeit. Es geht nicht um die Kamera, sondern darum, wer den Auslöser betätigt. Es ist die persönliche Interpretation, die zählt. Niemand sonst kann das genau so wie ich. Es geht aber nicht nur um mich und meine Gedankenwelt. Ich bin nur ein Instrument, nur ein Mittel zur Transformation. Für mich geht es in der Fotografie darum, die Seele und das Herz eines Subjekts oder Motivs zu erfassen.

Mein wichtigstes Ziel ist es, das zu fotografieren, was mich wirklich interessiert. Ich mag es nicht, ein Foto von einem Ort oder von Leuten zu machen, nur weil etwas schön ist. Wenn ich trotzdem so arbeite, realisiere ich, dass ich nur die Oberfläche eines Subjekts abbilde, das ich eigentlich gerne in seiner ganzen Tiefe erfassen würde. Meine Absicht ist es daher, über die Oberfläche hinauszugehen. Ich habe gelernt, an einige Orte zurückzukehren, wieder die gleichen Leute zu treffen, zu warten, bis das Licht besser ist, mit verschiedenen Objektiven zu experimentieren und auch mit dem Blickwinkel und der Technik zu spielen. Zuhause schaue ich meine Bilder dann immer sehr sorgfältig durch. Ich bin sehr kritisch gegenüber meiner eigenen Arbeit. Ich versuche, aus meinen Fehlern zu lernen, und frage mich immer, wie und wo ich mich beim nächsten Mal verbessern kann.

Was mich am meisten fasziniert und antreibt, ist die Verbindung von wilden Orten und alten Kulturen. Dazu gehören auch die Menschen, die dort heimisch sind. Sie leben in den abgelegensten, isoliertesten Regionen dieser Welt. Ich empfinde grossen und tiefen Respekt für sie. Und ich bemühe mich daher, das Leben dieser indigenen Völker mit viel Authentizität, Einfühlungsvermögen und Sensibilität darzustellen.

Je mehr Begegnungen ich mit diesen Kulturen und ihren Traditionen habe, umso klarer wird für mich, dass wir mit der Globalisierung unseren eigenen kulturellen Reichtum verlieren. Wir sollten nicht vergessen, dass unser Planet von einem unglaublichen Kaleidoskop ethnischer Gruppen bewohnt wird, jede mit ihren eigenen sozialen und kulturellen Traditionen, die bewahrt werden müssen. Sie alle gehören zum Erbe der ganzen Menschheit!

In meiner Arbeit konzentriere ich mich deshalb auf das alte Erbe, die Bräuche, die Spiritualität und das tägliche Leben der indigenen Völker, die in enger Verbundenheit mit der Natur leben und deren traditionelle Kulturen gefährdet sind.

Wie sind Sie auf die Sony World Photography Awards gestossen?
Durch das Internet.

Haben Sie Tipps für Neulinge?
Leidenschaft, Beharrlichkeit, Beobachtung, Kreativität und ein Gefühl dafür, was man fotografiert. Oder mit Helmut Newton gesprochen: The desire to discover, the desire to move, to capture the flavor, three concepts that describe the art of photography."