Die Verschlusszeit ist die Zeit, in der der Kameraverschluss geöffnet ist und Licht auf den Sensor fällt bzw. dieser euer Motiv „sieht".
Lasst uns die Verschlusszeit einmal in kleinere „Häppchen" zerlegen, um ein allgemeines Verständnis des Begriffs Verschlusszeit zu erlangen.
- Die Verschlusszeit wird in Sekunden bzw. in Teilen einer Sekunde gemessen. Je größer der Nenner, desto kürzer die Verschlusszeit (1/1000 s ist zum Beispiel viel kürzer als 1/30 s).
- In den meisten Fällen werdet ihr mit einer Verschlusszeit von 1/60 s oder kürzer arbeiten, um Kameraverwacklungen zu vermeiden, denn Kamerabewegungen währen der Aufnahme führen unweigerlich zu verschwommenen, unscharfen Bildern.
- Wenn ihr eine längere Verschlusszeit als 1/60 s verwendet, solltet ihr ein Stativ oder den Bildstabilisator eurer Kamera verwenden.
- Die verfügbaren Verschlusszeiten verdoppeln bzw. halbieren sich mit jeder Stufe. Daher habt ihr in der Regel folgende Verschlusszeiten (manchmal auch mehr) an eurer Kamera zur Auswahl verfügbar: 1/500, 1/250, 1/125, 1/60, 1/30, 1/15, 1/8 etc. Dies ist sehr praktisch, da sich mit jeder Blendenstufe die Menge des einfallenden Lichts ebenfalls verdoppelt bzw. halbiert. So könnt ihr zum Beispiel durch das Verlängern der Verschlusszeit um eine Stufe die Blende ebenfalls um eine Blendenzahl erhöhen und so eine korrekte Belichtung sicherstellen.
- Einige Kameras geben euch die Möglichkeit Verschlusszeiten von einer Sekunde, 10 Sekunden oder 30 Sekunden einzustellen. Diese sehr langen Verschlusszeiten eignen sich besonders für Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen oder für spezielle Effekte (zum Beispiel, wenn ihr Bewegungen festhalten wollt). Sollten diese Zeiten nicht ausreichen verfügt eure Kamera in der Regel noch über den „Bulb" Modus in dem ihr manuell bestimmen könnt, wie lange der Verschluss geöffnet bleibt. Der Verschluss bleibt so lange geöffnet, wie ihr den Auslöser gedrückt haltet.
- Bevor ihr eine Verschlusszeit für euer Motiv auswählt, solltet ihr überlegen, was ihr mit eurem Bild erzielen wollt und wie euer Motiv aussieht. Habt ihr beispielsweise ein bewegtes Motiv, so habt ihr die Möglichkeit die Bewegung „einzufrieren" und so ein statisches Bild zu erzeugen oder die Bewegung des Motivs festzuhalten, um so ein dynamisches Ergebnis zu erzielen.
- Wenn ihr die Bewegung „einfrieren" wollt, so müsst ihr eine möglichst kurze Verschlusszeit wählen. Wollt ihr hingegen die Bewegung im Bild sichtbar machen, so wählt ihr eine längere Verschlusszeit. Die zu wählende Verschlusszeit hängt davon ab, wie schnell sich euer Motiv bewegt und wie viel Bewegungsunschärfe ihr zulassen wollt.
- Bewegung im Bild ist nicht immer schlecht. Viele Fotografen nutzen kurze Verschlusszeiten, um ihr Motiv scharf und statisch im Bild festzuhalten. Es gibt jedoch Ausnahmen, in denen Bewegungsunschärfen im Bild gut sind. Wenn ihr zum Beispiel einen Wasserfall fotografiert, wollt ihr zeigen, wie schnell das Wasser fließt, wenn ihr einen Sportwagen aufnehmt, so wollt ihr das Gefühl der Geschwindigkeit vermitteln oder wenn ihr den Sternenhimmel auf den Sensor bannt, so wollt ihr die Bewegung der Sterne über einen längeren Zeitraum festhalten. In all diesen Fällen benötigt ihr eine lange Verschlusszeit, um die entsprechende Dynamik im Bild festzuhalten. Natürlich benötigt ihr ebenfalls ein Stativ, um die Aufnahmen nicht durch Kamerabewegungen zu ruinieren.
- Brennweite und Verschlusszeit – einen weiteren Punkt, den ihr bei der Wahl der Verschlusszeit in Betracht ziehen solltet ist die verwendete Brennweite. Längere Brennweiten verstärken Kamerabwegungen und führen so zu verwackelten Ergebnissen, wenn eine zu lange Verschlusszeit gewählt wird. Daher müsst ihr bei längeren Brennweiten eine kürzere Verschlusszeit wählen. Als Faustformel gilt "Der Umkehrwert der Brennweite entspricht der Verschlusszeit" – also bei einer Brennweite von 200 mm müsstet ihr eine Verschlusszeit von kleiner 1/200 s wählen, um Verwacklungen zu vermeiden.
Fassen wir zusammen
Denk immer daran, dass die Verschlusszeit sich auch auf die Blende und die ISO auswirkt. Man kann die Verschlusszeit nicht isoliert betrachten, da sie immer Auswirkungen auf die Belichtung hat. Wenn ihr die Verschlusszeit ändert müsst ihr auch die Blende und/oder ISO anpassen, um eine korrekte Belichtung zu gewährleisten.
Wenn ihr zum Beispiel eurer Verschlusszeit um eine Stufe von 1/125 s auf 1/250 s verringert, so fällt nur noch die halbe Menge Licht auf den Sensor. Um dies zu kompensieren könnt ihr die Blende ume eine Blendenzahl verringern (zum Beispiel f/16 > f/12) oder den ISO Wert um eine Stufe erhöhen (zum Beispiel ISO 400 > ISO 800).
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Ambos68 (Jens)