Hallo Jens !
Zu Deinen Erläuterungen möchte ich als "alter Motorsporthase" noch einiges dazusagen ....
Ich kenne leider die Aufnahmesituation nicht, aber ich nehme mal an, dass es sich um die Ausfahrt aus einer Schikane handelt.
Von der Bildgestaltung her würde ich das Bild eher als "letztes einer Serie durch die Schikane" sehen - hier ist maximal Action in Form eines Drehers oder einer Karambolage zu erwarten.
Mitzieher sind optimal bei einem Betrachtungswinkel von 90°. Dort entfalten sie ihre grösste Wirkung. Bei flacher werdenden Betrachtungswinkeln ist dann die Gefahr des "die Kamera zu schnell bewegens" schon sehr gross. Vor allem bei schnellen Motiven.
Mitzieher ermöglichen ziemlich lange Verschlusszeiten bei schnell bewegten Motiven - je länger die Verschlusszeit, desto spektakulärer wird der Mitzieheffekt. Ich habe mit Verschlusszeiten bis zu 125-stel Sek. die besten Ergebnisse erzielt (bei Motivgeschwindigkeiten von jenseits 200km/h). Die "Standardzeit" von wo ich bei jeweiligen Anpassungsversuchen ausgegangen bin, war 250-stel Sek.
Die Zeit mit 1250-stel scheint mir sehr kurz, zu kurz für einen echten Mitzieher.
Beispiel Motiv mit 200km/h:
Das Objekt bewegt sich während meiner Belichtungszeit um satte 4 (!) cm. Vorraussetzung für einen "guten Mitzieher" ist das Objekt der Begierde im Suchermittelpunkt zu halten. D.h. der Hintergrund bewegt sich um 4 cm (relativ gesehen).
Wenn ich hingegen einen "perfekten Mitzieher" mit 125-stel bis 250-stel Sek. mache, dann ich der Hintergrund um 22-44 cm verwischt - das ist der Effekt, den ich erzielen will, wenn ich einen Mitzieher mache.
Dazu gehört sicherlich einiges an Übung und die Sache ist nicht einfach. Ich habe damals noch mit Analogmaterial "geübt" und die Sache perfektioniert.
Alles vorangegangene bezieht sich natürlich auf 90° Betrachtungswinkel - Aufnahme von leicht vorne bis leicht hinten sind etwas schwieriger, hier sollten die Zeiten nicht unter 250-stel liegen.
Zum Thema Einbeinstativ: Das Ding ist recht bequem, weil man lehnend darauf, in aller Ruhe auf die nächste Runde warten kann. Ansonsten ist bei richtigen Mitziehern kaum ein Einbein notwendig, da die schnelle Horizontalbewegung beinahe eine Vertikalbewegung ausschliesst. Hier behaupte ich auch noch: je schwerer das Objektiv/Kamera, desto besser und ruhiger hält man das Ding in solchen Situationen. Probier's mal aus 🙂
Einbeinstative verwende ich eigentlich nur in den Startrunden, wo ich (statisch) auf den Crash in der ersten Kurve warte.
So weit meine "bescheidenen" Erfahrungen in der Motorsportfotografie 😉
liebe Grüsse, dieter
PS: Tipp für geile Effekte: Mitzieher mit 60-stel Sek / während der Belichtungszeit zoomen.
Enormer Ausschuss, aber ein Formel 1-Bild habe ich mal geschossen, das prompt prämiert wurde 🙂
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