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Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen und E-Mails zu der ersten Bildbesprechung.
Es gab eine Menge Ideen und Ergänzungen, andere Wege wurden begangen, ganz andere Schwerpunkte gesetzt. Vorwiegend waren die Ergänzungen konstruktiv und hilfreich.
Auch diesmal verstehe ich meine Arbeit als Diskussionsgrundlage, da ich sicher bin, dass ein Foto bei tausend Betrachtern tausend unterschiedliche Gefühle auslösen kann und ebenso viele verschiedene Möglichkeiten bereithält, es zu bearbeiten und zu präsentieren.
Hier das neue Foto:(Bild 1)(Link auf alte Club-Sonus Seite)
Die Autoren des Fotos sind Club-Sonus User der „ersten Stunden“ bj_werner, hinter diesem Club Namen verbergen sich Beate und Jörg.
Ich verfolge ihre fotografische Entwicklung seit nunmehr 3 Jahren. Sie waren wie man so sagt „blutige Laien“. Sie veröffentlichten hier ihre Bilder, bekamen viele Hinweise, die sie aufgenommen und versuchten die Tipps beim nächsten Foto umzusetzen. Ihre Fotos wurden immer besser, viele Anfängerfehler kommen nicht mehr vor.
Für mich ein Beispiel (von vielen), wie mit Spaß, Experimentierfreude und der Bereitschaft, sich konstruktive Kritik anzuhören, eine erkennbare positive fotografische Entwicklung möglich ist.
Mir steht das unbearbeitete Originalfoto zur Verfügung und ich habe wie beim ersten Mal die Erlaubnis, das Foto zu besprechen und es nach meinen Vorstellungen zu bearbeiten.
Es handelt sich um ein Indoorfoto. Der Hintergrund wurde durch den Schnitt komplett reduziert, so dass das Hauptmotiv das Bild vollständig ausfüllt. Es wurde beschnitten und in schwarz-weiß umgewandelt. Obwohl es außer einem tiefen Dekolletee-Ausschnitt keine weitere Nacktheit zeigt, gehört es in den Bereich der erotischen Fotografie, in diesem Fall des Aktportraits.
Technische Details: die EXIF-Daten stehen zur Verfügung, als Besonderheit wurde mit einem Ringblitz experimentiert.
Eine verspielte Leichtigkeit zieht sich durch die Inszenierung, die vielleicht „Gangsterbraut“ heißen könnte, die durch eine Fülle an Accessoires hervorgebracht wird:
Oben links sind eingeschnitten ein dunkler Hut und eine Brille, die auf die Nase heruntergerutscht ist, dadurch wird der intensive Blick auf den Betrachter durch nichts verstellt, eine weiße Perlenkette die das Dekolletee schmückt, ein dunkler BH genauso wie das verknotete Top.
Die Hand ist bedeckt von einer bestickten Stulpe, die zudem noch eine Zigarre in der Hand hat. Die sorgfältig bemalten zweifarbigen Fingernägel setzen nochmals einen kleinen Akzent.
Der Fokus liegt auf den Augen. Mit dem auffälligem Make-up im Glitzerstyle sind sie eindeutig der Bildschwerpunkt, auf den der Blick des Betrachters zunächst fällt. Einen zweiten Schwerpunkt bildet die dunkle Brille, die sich im oberen Bilddrittel befindet. Durch diesen Spannungsbogen wird der Blick des Betrachtes kurz irritiert. Er wandert zwischen Augen und Brille hin und her, bis er auf den Augen ruhen bleibt. Den Ausschlag dafür gibt deren Helligkeit.
Die weitere Exploration des Fotos ist nicht so eindeutig möglich. Viele Linien ziehen sich kreuz und quer durch das Bild.
Die schräg stehenden Augen und die herunter gerutschte Brille korrespondieren mit der Hutkrempe und den Lippen. Zusammen bilden sie schräge Linien, die den Gesichtsbereich harmonisieren.
Darunter befinden sich die Perlenkette und der Rand des Tops. Durch den Helligkeitswert, Farbe und Form wird der Blick zum Dekolletee geführt, das durch einen geminderten Helligkeitswert bildtechnisch eine zurückhaltende Rolle bekommt.
Der Oberkörper bildet eine kleine Schräge. Die Kopfhaltung schafft dazu eine Gegenbewegung, was eine gewisse Dynamik aufbaut. Der Schnitt ist eng, an den Fingern und der Zigarre vielleicht sogar zu eng (warum?)
Die Finger der linken Hand bilden mit der Zigarre Linien, die den Blick wieder zurück auf das Gesicht führen.
Alles in allem handelt es sich bei diesem Bild um kein Bild, das mit dem berühmten Sekundenblick erfasst werden kann, sondern das sich der Betrachter durch sorgfältiges Studieren der vielen Details erarbeiten muss.
Hier sei noch bemerkt, dass mit einem Ringblitz experimentiert wurde, der schöne Glanzpunkte in die Augen bringt, das Gesicht ohne störende Schatten ausleuchtet und keine Blitzausfresser erzeugt hat. Es ist für ein geblitztes Foto außerordentlich plastisch und hat eine gute Tiefenwirkung, da es sogar einen erkennbaren Schärfeverlauf hat.
Sorgfältiges und aufwendiges Make-up, die Fingernägel, Haltung und Blick zeigen eine gepflegte Frau mit einer kalkulierten erotischen Wirkung. Sie stellt durch den direkten Blick in die Augen des Betrachtes eine gewisse Nähe her, gleichzeitig zeigt sie durch die coole Präsentation des Dekolletees und die selbstbewusste Pose eine gewisse Distanz. Aus diesem Kontrast bezieht das Foto seinen Spannungsbogen.
Die schwarz-weiße Bearbeitung ist mit vielen Graustufen sorgfältig differenziert. Eine stärkere Betonung der Lichter und Schatten unter Verlust der Differenzierung würde das Thema stärker unterstützen. Das würde am einfachsten mit dem Nachbelichter und Abwedler Tool in PS gehen -
Die Haut hat Struktur, es wurde auf eine Weichzeichnung verzichtet, was zusätzlich Charakter schafft.
Ein gelungenes Portraitfoto, entstanden durch sorgfältiges Inszenieren, technisches Experimentieren und eine verspielte Lust an der Präsentation der Ergebnisse des gemeinsamen Hobbys.
LG
Henry
Hallo Henry,
nochmals vielen lieben Dank das Du unser Bild angefordert hast um dieses hier zu besprechen. Wir waren und sind noch immer ganz rot 🙂 .
Nun sind wir gespannt, was wir noch lernen und verbessern können.
LG Beate & Jörg
Hallo Henry,
vielen Dank für die ausführliche Bildanalyse, sehr informativ. Die Zigarre hatte ich auch schon erwähnt, aber auch keine Idee, wie man es besser machen könnte, eine Zigarette wäre wohl zu hell. Vielleicht probieren es Beate und Jörg mal ganz ohne (ist auch gesünder) und bei längerer Betrachtung könnt ich mir das Eck oben rechts noch etwas abgedunkelter vorstellen.
VG
GFS
> Der Fokus liegt auf den Augen.
>
> LG
> Henry
So sehr ich mich bemühe, bei mir liegt der Focus immer auf den Brüsten
Ob ich verdorben bin?
Nicht verdorben, nur instinktgesteuert. Die Funktion der weiblichen Brust in dieser Fülle dient nicht primär zur Milchproduktion, die ist unabhängig von der Brustgröße. Die weibliche Brust ist (bedingt durch den aufrechten Gang des Tieres Mensch) zum Auslöser für das Sexualverhalten des Männchens geworden.
Es soll aber auch Männchen der Spezies homo sapiens sapiens geben, die von Frauen nicht nur das Eine wollen!
VG GFS
Hallo Beate, Jörg & Henry,
ich möchte gern aus weiblicher Sicht meine Meinung abgeben, allen techn. Details kann ich nicht widersprechen, aber ich hätte das Make up an den Augen verändert, auf Glitzer verzichtet und einen dunklen Lidschatten gewählt, dann würden die Augen bei einem s/w Bild besser zur Geltung kommen. Persönlich finde ich das der Glitzer-Lidschatten dem Bild etwas billiges verleiht und durch die Kette, die hätte ich weggelassen, das Bild zu überladen wirkt. Das Dekollete ist schön genug und braucht keine Perlenkette, ein zarte Silberkette mit dezentem Anhänger hätte ein wenig mehr Stil, wenn überhaupt.
Also, wie bereits geschrieben sind das meine ganz eigenen Empfindung und ich verbleibe mit lieben Grüßen und der These: Schönheit liegt im Auge des Betrachters,
Antje.
Hallo Henry,
vielen Dank für die Ausführliche Besprechung. Ich sehe auch mit Freude die Entwicklung bei den beiden.
LG
Ein sehr schönes Bild hast du dir da ausgesucht für deine Bildbesprechung, lieber Henry. Hier lese ich gern, denn das Bild ist viel mehr was für mich als das vorige, und das obwohl ich bestimmt kein Portraitliebhaber bin.
Ich gehe allerdings mit ginger, alias Antje mit, und hätte nicht so ein Glitzermakeup genommen. Aus meiner Sicht geht das Portrait eher bissl ins verruchte, grad durch die Zigarre (vielleicht wär ne Zigarette mit Spitze etwas weiblicher, vielleicht macht aber auch grad die Zigarre das verruchte, oder wie wärs mit nem Zigarillo). Und auch die Kette hätte durchaus etwas frecher sein können.
Alternativ ginge auch die andere Richtung, also dann ohne den Hut. So dass eher die "gehobenere" Frau raus kommt. Also die mit Geld.
Das nächste Mal guck ich mir Henrys ausgewähltes Bild vorher an, ohne seine Beschreibung zu lesen. Ich will rauskriegen, ob ich mit Henrys Linienguckerei bei der Bildbetrachtung mitgeh, oder ob ich da irgendwo anders lang guck.
Ansonsten hoffe ich, dass das Foto bei Beate und Jörg an der Wand hängt und einen schicken Rahmen hat.
Moin Moin,
man kann natürlich in jedes Bild seine persönliche Sichtweise hinein interpretieren, denke aber das es aus meiner Sicht noch einiges zu verbessern gibt.
Ich kann allerdings nur eine Bearbeitung im Photoshop anbieten, das von den Autoren benutzte Paint Shop Pro habe ich bei meiner letzten Aufräumaktion wieder runter geworfen. Gleiches würde allerdings auch mit PSE machbar sein.
Als erstes habe ich den Hut ausgewählt und heller (Hutband etwa mittleres Grau) gemacht und die Lücke oben links mit stempeln geschlossen. Auch die linken helleren Bereiche neben der Schulter unter dem Hut habe ich noch weg gestempelt. Als nächstes habe ich den BH etwas dunkler gemacht, so dass er mit dem geänderten Hutband korrespondiert, gleiches auch bei den Lippen, die mir für ein s/w Bild zu kontrastlos und zu hell sind.
Nun zur Brille. Als erstes habe ich schon mal die ganzen Reflexe beseitigt und mir anschließend das von mir aus rechte Brillenglas vorgenommen. Durch die Vergrößerung die das Brillenglas hervorruft werden natürlich auch die Hautporen mit vergrößert. Um diese abzuschwächen habe ich eine neue Ebene aus diesen Bereich erstellt, diese mit der Fülloption Luminanz versehen und diese mit dem Gaußschen Weichzeichner weichgezeichnet. Anschließend die Deckkraft der Ebene angepasst, so dass die Haut passend zu dem Umfeld und nicht zu glatt gebügelt aussieht. Nachdem alles wieder auf eine Hintergrundebene gebracht wurde, habe ich zu guter Letzt noch den Kontrast angepasst. Hier habe ich einfach den vorgefertigten mittleren Kontrast in der Gradationskurve genommen.
Ich persönlich hätte den Glimmer auf den Augenlidern weg genommen, dieses ist aber eine Geschmackssache und ich denke die Beiden haben sich schon etwas dabei gedacht.
Was man vielleicht noch hätte anders machen können, ist die von mir aus gesehene linke Armstellung. Es sieht so aus als wenn der Arm nach oben, wahrscheinlich zum Hut geht. Hier wäre eine Schulterdarstellung, durch eine Armstellung nach unten und leicht nach hinten, meiner Meinung nach besser gewesen
Bevor ich wieder der Profilierungssucht angeprangert werde, habe ich das Ergebnis diesmal lieber auf meinen Rechner gelassen. Außerdem würden bei dem kleinen Bild, welches man hier im Forum einstellen kann, die Details auch untergehen.
Gruß Didi