Hallo Leute,
ich wundere mich immer, warum ihr euch in Geschmacksfragen so aneinander reibt. Ob Blocksatz oder Flattersatz, Schrifttypen, groß, klein, quer lohnt doch nicht der Diskussion. Viel interessanter finde ich die Frage, ob wir alle hier nicht der Industrie (Lesegerätehersteller, Verlage) auf den Leim gehen, die uns eBook-Reader als elektronische Bücher verkaufen will und Begehrlichkeiten weckt, die nicht erfüllt werden.
Machen wir uns klar: Ein eBook-Reader Ist. Kein. Buch! Auch kein elektronisches.
Genaugenommen ist es nur ein technisches Gerät, welches in der Regel HTML-Text darstellen soll. HTML ist simpel. Es gibt keine Trennungen und der Text ist fließend er läuft so weit, bis kein Platz mehr da ist und wird in der nächsten Zeile fortgesetzt. Blocksatz dgegen entspricht nicht dem dynamischen Wesen von HTML. Er bedarf a) einer Mindestanzahl Zeichen, um ohne Löcher dargestellt werden zu können und b) eines festen Satzspiegels. Im Printbereich kein Problem.
Kommt der Gestalter ins Spiel, so wird er in wiederum einfachem CSS-Code den Schriftschnitt bestimmen, Textgrößen und Absätze vorgeben. Mehr darf er genaugenommen auch nicht tun, denn er weiß ja nicht, auf welchem Endgerät der Leser den Text liest und welche Einstellungsmöglichkeit er nutzt. Die Möglichkeiten auf einem Bildschirm sind andere als auf einem 5 eBook-Reader. Da ist der Bildschirm so klein, daß man ihn standardmäßig quer einsetzen sollte, wenn man mit kleinsten Schriftgrößen nicht zurechtkommt.
Wirklich sauer sollten uns aber folgende Dinge machen:
dass die Schriften für die Darstellung am Bildschirm ungeeignet sind und die Reader "dank" DRM oder auch geräteabhängig keine Varianten zulassen,
die häufigen Rechtschreibfehler. Niemand würde ein gedrucktes Buch mit so vielen Fehlern akzeptieren, wie sie uns mit eBooks zugemutet werden. Ich vermute, dass da untaugliche Programme an der Konvertierung des Textes beteiligt waren oder aber der Lektor eingespart wurde,
Absatzdefinitionen, die es nicht verhindern, dass Zwischentitel am Fuß der vorausgegangenen Seite dargestellt werden können,
wenn Texte im Querformat auf dem Reader nicht ohne Überlappung mehrerer Zeilen darzustellen sind.
Man kann, wenn es die eBooks gestatten, schon mal via Calibre Anpassungen vornehmen, oder auch an die Bildschirmgröße (122x86 mm) angepasste PDFs (wenn der Aufwand nicht zu groß wird). Das ist aber Krampf. eBooks sollten so, wie sie aus dem Laden kommen wie ein gutes Printexemplar zufriedenstellen.
Stellten früher einmal Schriftrollen, dann die Kodizes (so bezeichnet man stapelbare beschriftbaren Tafeln und Blätter, auch Bücher, wie wir sie kennen) die Plattformen dar, so ist heute die elektronische Ebene (PC, Reader, Smartphone) hinzugekommen und nicht mehr wegzudenken. Wir sollten ihr das abverlangen, was sie aufgrund ihrer technischen Voraussetzungen können muss, aber nicht mehr.
Guten Rutsch!
Olesch
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