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Geht die Türkis- und Orange-Besessenheit beim Film zu weit?

Sonja_H
Vielschreiber
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Geht die Türkis- und Orange-Besessenheit beim Film zu weit?

Autor: Sony Europe

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Chappie (2015).

 

Seit Filme nicht mehr analog sondern digital aufgenommen werden, ist es Regisseuren und Farbgestaltern dank der Farbgebung bei der Nachbearbeitung möglich, durch die Anwendung von Filtern und durch Ändern von Farbtönen auf ihr Schaffen Einfluss zu nehmen. Der starke Einsatz von Sepia-Tönen der Gebrüder Coen bei ihrem Film O Brother, Where Art Thou? aus dem Jahr 2000 gilt in dieser Hinsicht als wegweisend.

 

Seit damals steigt die Zahl der Filme, die sich schwerpunktmäßig auf zwei Farben konzentrieren – auf Türkis und Orange. Mad Max. The Avengers. Fast jeder Film von Michael Bay. Wenn ihr es einmal bewusst gesehen habt, könnt ihr es nie mehr vergessen.

 

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O Brother, Where Art Thou? (2000).

 

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Transformers (2007).

 

Diese Revolution der zwei Farbtöne hat eine hitzige Debatte bei Spielfilmexperten und Fans gleichermaßen ausgelöst. Bevor wir uns damit jedoch ausführlicher beschäftigen, müssen wir verstehen, warum diese Farben überhaupt so häufig eingesetzt werden.

 

Warum das mit Türkis und Orange funktioniert

 

Die Antwort findet sich in der Lehre der Farbharmonie. Orange und Türkis liegen sich im Farbkreis gegenüber und werden dadurch zu Komplementärfarben. Wenn diese Töne zusammen verwendet werden, kann der dadurch entstehende Kontrast ein Bild plötzlich zum Leben erwecken.

 

Abstufung kann auch eingesetzt werden, um auf raffinierte Weise die wichtigsten Perspektiven eines Spielfilms zu unterstreichen. In diesem Fall trägt Orange dazu bei, den Farbton von Gesichtshaut oder von Explosionen in einem Actionfilm hervorzuheben, während Türkis für Schatten und Hintergründe eingesetzt wird, und so den Kontrast für den Rest der Aufnahme liefert.

 

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Total Recall (2012).

 

Außer diesen sichtbaren Vorteilen, wählen Regisseure diese Farbe möglicherweise aus konzeptuellen Gründen. In einem Artikel zu diesem Thema schreibt TV Tropes: „...feuriges Orange und kühles Türkis werden sehr mit gegensätzlichen Konzepten in Verbindung gebracht – Feuer und Eis, Erde und Himmel, Land und Ozean, Tag und Nacht, angelegter Humanismus im Vergleich zu eleganter Indifferenz, gute althergebrachte Explosionen im Vergleich zu futuristisch, wissenschaftlichem Stoff“.

 

Warum es nicht funktioniert

 

Es gibt aber genau so viele Leute, die komplett gegen diesen Trend sind. Einige sehen darin eine Form einer visuellen Überspitzung – eine übermäßige Überzeichnung von Farbe und Kontrast in dem Versuch, alles so lebensecht wie möglich aussehen zu lassen. Film Junk schreibt dazu: „Wenn ihr zu der Gruppe gehört, die glaubt, dass den wichtigsten Studios die Ideen für Drehbücher ausgegangen sind, könnt ihr euch jetzt der Gruppe anschließen, die der Meinung sind, dass ihnen auch die Ideen für Farben ausgegangen sind“.

 

Die Konsequenz aus dieser beharrlichen Verbissenheit, alles in Türkis und Orange zu zeichnen ist, dass dieses jetzt zum typischen Spielfilm-Look avanciert ist. Fast alles, was aus Hollywood kommt, ist mittlerweile identisch abgestuft und diese Nachahmungsmentalität führt möglicherweise dazu, dass Regisseure und Farbgestalter in ihren Versuchen nachlassen, bei ihrem Publikum Interesse zu erzeugen.

 

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Mad Max: Fury Road (2015).

 

Andere wiederum finden es einfach sinnfrei. Für Spielfilme wurden natürlich schon immer Komplementärfarben verwendet, welchen Wert hat also eine zusätzliche Farbgebung? Der Spruch „was nicht kaputt ist, muss man auch nicht reparieren“ war nie zutreffender.

 

Ihr habt jetzt die Meinung von anderen erfahren, was aber denkt ihr? Seid ihr fasziniert von Türkis und Orange, oder ist das der Grund, weshalb ihr niemals mehr ins Kino gehen möchtet? Teilt es uns in den Kommentaren mit.

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