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Die Sony ZV-1 ist kompakt und bietet dennoch einige Features, welche man sonst nur von großen Kameras kennt. Unter anderem Augen Autofokus (Eye AF), ein eingebauter ND-Filter sowie Proxy-Aufnahme. All das bekommt man bei der ZV-1 im Hosentaschen-Format und hat somit das perfekte allround-Paket für Vlogs.
Das Offensichtliche
Sehen wir uns erst einmal an, was sich in der Verpackung befindet. Hierzu habe ich ein kleines Auspack-Video (engl. "Unboxing" genannt) erstellt:
Da ich in dem Video versäumt habe das Licht oberhalb der Arbeitsfläche hell genug einzustellen und deshalb einige Dinge schwer zu sehen sind folgen hier noch einige Detailaufnahmen:
Schwenk-Display
Sony hat sich hierbei entschieden das Display nicht wie bei anderen Kameras (RX0m2 oder a6400) nach oben über die Kamera schwenken zu lassen, sondern zur Seite klappbar zu machen. Dies bietet den Vorteil, dass man Mikrofone direkt oben auf der Kamera anbringen kann, ohne, dass diese das Display verdecken.
Ein weiterer Vorteil, welcher sich durch diese Art des Schwenk-Displays ergibt ist, dass man die "gute" Seite des Displays in Richtung des Kamera-Body orientieren kann, wodurch er beim Transport vor Kratzern und Stößen geschützt ist.
Der einzige Kritikpunkt der mir hier einfällt ist, dass die Kamera so gebaut ist, dass man sie im Selfie-Modus mit der Linken Hand hält. Hier wäre es schön gewesen, wenn Sony zwei Versionen der Kamera (gespiegelt) anbieten würde, bei welchen man wählen kann, ob man sie mit der linken oder rechten Hand hält, da ich die Haltung mit der rechten Hand bevorzugt hätte.
4K-Aufnahme
Wie bei allen aktuellen Kameras bietet auch die ZV-1 4K Aufnahme an. In NTSC mit 24 oder 30 Bildern pro Sekunde, in PAL mit den gewohnten 25 Bildern pro Sekunde. Es ist auch möglich in 4K Auflösung aufzunehmen und direkt in der Kamera Proxy-Dateien mit kleinerer Auflösung und Datenrate zu erzeugen. DIe Kamera kann unbegrenzt lange am Stück aufnehmen (bis der Akku leer oder die Speicherkarte voll ist).
Die Aufnahmen sind brilliant und klar, so lange man der Kamera genug Licht zur Verfügung stellt.
Proxy Aufnahme
Dieses Feature ist meiner Meinung nach weitestgehend unterschätzt bzw. wird ihm viel zu wenig Beachtung geschenkt (sowohl bei potenziellen Kunden, als auch in Sonys eigenem Marketing).
Was ist Proxy-Aufnahme überhaupt?
Proxy-Dateien werden bei der Aufnahme parallel zu den höher Qualitativen 1080p- oder 4K-Dateien erstellt und sind einfach gesagt inhaltlich identische Videodateien mit geringerer Auflösung und Datenrate, welche man in Video-Schnittprogrammen für einen weniger leistungsintensiven Workflow zum Schneiden der Videos nutzen kann.
Bisher war es nur möglich solche Dateien im Videoschnittprogramm erstellen zu lassen, was ein einmaliges Verarbeiten aller importierten Videodateien erfordert hat und man somit erst einige Minuten oder Stunden warten musste, bevor man mit dem Videoschnitt beginnen konnte. Mit Proxy-Dateien, welche schon in der Kamera erstellt werden spart man also wertvolle Zeit.
Wenn es darum geht das fertige Video zu exportieren ersetzt man einfach die Proxy-Dateien im Speicher-Verzeichnis mit den hochqualitativen 1080p oder 4K Videodateien und klickt "rendern" oder "export". Erst jetzt verarbeitet das Videoschnittprogramm die Dateien, welche viel Rechenleistung und damit Zeit erfordern. Da aber das Rendering im Vergleich zum Videoschnitt einen unglaublich kleinen Prozentsatz der Zeit beansprucht bedeutet das auch keinen Beinbruch mehr, da man zuvor sicherlich ein Vielfaches an Zeit eingespart hat.
Im semi-professionellen oder professionellen Bereich schickt man Video-Cuttern welche in einer anderen Lokation sitzen unter anderem auch die Proxy-Dateien, sodass diese mit dem Schnitt beginnen können, bevor der Uplaod/Download der sehr viel größeren Quell-Dateien abgeschlossen ist oder sodass sie die fertige Projektdatei zur Ursprungs-Lokation zurück schicken können.
HFR (High Framerate Recording) = Super Zeitlupe
Wie schon bei der RX0 oder dem Sony FDR AX700 Camcorder bietet auch die ZV-1 die Möglichkeit Super-Zeitlupe aufzunehmen.
Hierbei werden die HD-Videoinformationen (1920x1080 Pixel) in einen schnellen Buffer-Speicher geschrieben und dann auf die SD Karte ausgelagert.
Die Bildraten liegen hierbei im PAL-Modus bei 250/500 und sogar 1000 Bildern pro Sekunde. Nutzt man letztere Option kann man also aus einer realen Sekunde 40 Videosekunden erstellen. Aufgrund des zuvor erwähnten Buffer Speichers ist diese Aufnahme aber nur für eine kurze Zeit möglich (ca. vier Sekunden).
Weitere Features:
Aufnahme-LED an der Vorderseite
Es gibt nichts schlimmeres als sich selbst zu filmen um dann später zu merken, dass man zu Beginn der Aufnahme nicht auf den REC-Knopf gedrückt hat. Um dem vorzubeugen hat Sony an der ZV-1 eine Status-LED an der Vorderseite der Kamera angebracht, wie man es sonst nur von Camcordern kennt.
Sie befindet sich (von vorne gesehen) links oberhalb des Objektivs.
Zoomoptik
Die ZV-1 hat anders als bisherige auf Vlogging spezialisierte Kameras der Konkurrenz keine Festbrennweite oder Fischaugen-Linse spendiert bekommen, sondern eine Zoomoptik. Auf die Sensorgröße angepasst ist diese äquivalent zu einem 24–70 mm Vollformat-Objektiv.
Kontrolle über den (Auto-)Fokus
Wie von neueren Sony Kamera gewohnt hat auch die ZV-1 den Augen-Autofokus für Mensch und Tier spendiert bekommen. Aktiviert man diesen muss man sich wirklich keine Gedanken mehr machen, da er unglaublich zuverlässig funktioniert.
Bokeh-Funktion
Drückt man (bei der Standard-Belegung) den C1-Knopf wird die Iris der Kamera vollständig geöffnet um ein sehr schönes Bokeh zu erzeugen. Da die Kamera einen eingebauten ND-Filter besitzt wird dieser zusammen mit anderen in diesem Moment automatisch verändernden Einstellungen eingesetzt um den Bildeindruck von der Belichtung gleichmäßig zu erhalten.
Product-Showcase-Modus
Aktiviert man diesen Modus über die C2-Taste (Standardbelegung) fokussiert die Kamera auf das Objekt, welches sich am nächsten an der Linse befindet. Somit kann man die Problematik umgehen, dass die Kamera beim Zeigen eines kleinen Objekts nicht auf dieses fokussiert, bis man z.B. eine Hand hinter das Objekt hält.
Log-Aufnahmen
Einer der Gründe, welcher mir während meines Test viel Spaß bereitet hat war die Möglichkeit Bildprofile wählen zu können und somit auch Aufnahmen im Log-Farbraum (u.a. S-Log2) zu erstellen, welche man später einem Color-Grading unterziehen kann. Somit kann man das Videomaterial unterschiedlicher Kameras noch genauer angleichen und den Gesamteindruck gedrehter Videos verbessern.
Windschutz an der Kamera
Wer viel draußen filmt weiß wie wichtig es ist ein sog. "Dead Kitten" oder einen Schaumstoff-Windschutz über das Mikrofon zu ziehen. Während dies bei externen Mikrofonen kein Problem darstellt musste man sich bisher bei internen Mikrofonen mit aufklebbaren Schaumstoff-/Fell-Pads begnügen.
Bei der Sony ZV-1 hat Sony sich eine tolle Lösung überlegt - hier kann man in den Multi-Interface-Schuh einen Windschutz einschieben, welcher direkt die Mikrofonkapseln bedeckt.
Verwendung als Webcam
Leider während meines Tests noch nicht erschienen ist es in der Zwischenzeit möglich die Kamera direkt mit dem mitgelieferten USB-Kabel an den PC anzuschließen und als Webcam zu nutzen. Dies ging zuvor nur per HDMI Capture Card (z.B. Elgato Camlink), welche zusätzlich angeschafft werden müssen und zwischen 80 und 120€ kosten.
Zu der Software-Erweiterung "Imaging Edge Webcam" hat @Peter_S. hier schon einen Blogartikel veröffentlicht.
Fazit: Die ZV-1 hat mich restlos überzeugt. Ich persönlich werde mir wahrscheinlich bald eine zulegen und diese für Videoeinsätze verwenden, bei welchen mein FDR AX700 Camcorder zu groß ist. Sony hat mit der ZV-1 eine tolle Komplettlösung für Video-Creator erschaffen, welche nicht viele unterschiedliche Kameras oder Objektive kaufen wollen, dennoch sehr flexibel beim Videodreh sein wollen.
- Nic
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